Die Volksbank Niedergrafschaft konnte mit der Generalversammlung vor 450 Mitgliedern und Gästen im Saal Ridder in Wilsum das Geschäftsjahr 2017 auch formal abschließen. Die Entwicklung war wieder sehr erfreulich: mit einer Zunahme um 5 Prozent hat sich das betreute Kundenvolumen der Genossenschaftsbank im Geschäftsjahr 2017 auf 879 Mio. € erhöht. Die Versammlung beschloss unter der Leitung der Aufsichtsratsvorsitzenden Heike Oudehinken die Ausschüttung einer sechsprozentigen Dividende. Der ehemalige Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert widmete sich in seinem Gastvortrag der Frage „Wer vertritt das Volk? Herausforderungen einer parlamentarischen Demokratie“.
Weiter auf Wachstumskurs
Bilanzsumme und Mitgliederzahl steigt auch in 2017
Das genossenschaftliche Bankmodell mit einer besonderen persönlichen und digitalen Nähe entspricht nach wie vor der Kundenerwartung. Dieses Fazit zog Bankvorstand Berend H. Gortmann und belegte dies mit Zahlen: mit einer Bilanzsumme von 411 Millionen wurde nach 399 Millionen Euro im Jahr 2016 nun erstmals die 400-Millionen-Euro-Marke geknackt. Das betreute Kundenvolumen ist um 5 Prozent auf 879 Millionen Euro gestiegen. Die allgemein gute Wirtschaftslage drückte sich auch in der Entwicklung der Geldanlagen aus. Mit 30 Mio. € oder 7,9 Prozent hat das Kundenanlagevolumen stärker zugelegt als in den Vorjahren.
Das Kreditgeschäft spielt bei der Volksbank Niedergrafschaft weiterhin eine große Rolle und konnte in 2017 um 2,3 Prozent (11 Millionen Euro) auf 473 Millionen Euro erhöht werden. "Die Nachfrage nach Wohnbaufinanzierungen ist weiterhin sehr hoch", betonte Berend Gortmann.
Erfreulich auch die Entwicklung bei den Versicherungen: jeder zweite Girokontoinhaber der Volksbank Niedergrafschaft sei auch Versicherungskunde, berichtete Gortmann weiter. „Damit sind wir – bezogen auf das Kundenvolumen – die Bank mit dem intensivsten Versicherungsgeschäft.“
Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit beläuft sich auf 4.775 T€ und ist gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen. Die 7.090 Mitglieder der Volksbank Niedergrafschaft - davon 380 neue Bankmitglieder in 2017 - dürfen sich über eine Dividende von sechs Prozent freuen. Insgesamt werden 103.000 Euro ausgeschüttet. Sie sind Teil des Bilanzgewinns in Höhe von 609.000 Euro, der für das vergangene Jahr ausgewiesen wurde. Die anderen 506.000 Euro fließen in Rücklagen.
"Wir sind hervorragend gerüstet für die Zukunft und auch stark genug, die digitale Zukunft aus eigener Kraft zu meistern“, zog Berend Gortmann zufrieden Bilanz.
Einstimmig wiedergewählt wurden die turnusmäßig ausscheidende Aufsichtsratsvorsitzende Heike Oudehinken sowie Aufsichtsrat Jens Klausen.
Dr. Norbert Lammert spricht zum Thema "Wer vertritt das Volk?"
Ein wenig Glück gehört auch dazu. Mit der Anfrage direkt nach der Bundestagswahl 2017 hatte die Volksbank Niedergrafschaft den richtigen Moment bei Norbert Lammert erwischt. Danach sei eine Flut von weiteren Anfragen auf ihn eingeprasselt, die er zu einem großen
Teil habe absagen müssen, so der ehemalige Bundestagspräsident.
Die übliche Antwort auf die Frage des Abends, wer das Volk vertritt, um Entscheidungen herbeizuführen, an deren Ende allgemeinverbindliche Ergebnisse stehen, seien Wahlen. Doch, so Norbert Lammert: „Daran gibt es neuerdings Zweifel.“ Es gebe Stimmen, die andere Wege forderten. Stimmen, die glaubten zu wissen, was das Volk will. Doch diese Stimmen hätten weder den Parlamentarismus noch den Volkswillen verstanden, sagte der CDU-Politiker aus Bochum.
Die Demokratie, sagte Norbert Lammert, sei ein Verfahren zur friedlichen Beilegung von Streit. Am Ende dieses Streits stehe immer eine Entscheidung, die von der Mehrheit getragen werde. Das bedeute nicht, dass diese Entscheidung immer auch die bestmögliche sei: „Der Unterschied kann beträchtlich sein.“ Aber das Risiko von Fehlentscheidungen durch ein Parlament, in dem sich Profis mit einem Thema befassten, sei deutlich niedriger als bei Ergebnissen, die zum Beispiel per Volksentscheid zustande kommen, bei dem sich normale Bürger mit einem Thema befassten. Der Brexit in Großbritannien sei ein Beispiel für eine Fehlentwicklung durch Volksentscheid.
Insgesamt referierte der 69-jährige eine Stunde über das Thema Demokratie und stand dem gebannten Publikum anschließend für Fragen und Autogrammwünsche zur Verfügung.